15 Tech-Firmen mit Zukunft

Alle Unternehmen in unserer Auswahl haben eines gemeinsam: Ihre Aktie ist 2022 stark gefallen, teilweise entgegen der Wirtschaftslogik. Und sie alle haben ein solides Geschäftsmodell und gute Ergebnisse vorzuweisen.

Bertrand Beauté und Ludovic Chappex

  • Foundation: 2000
  • Headquarter: Sunnyvale (US)
  • Revenues: USD 3.34 MRD
  • Effectives: 12,000
  • Stock Exchange:

Krise? Welche Krise? Trotz des weltweiten Konjunkturabschwungs wächst das US-Cybersicherheitsunternehmen Fortinet einfach weiter. 2022 rechnet man dort mit einem Umsatz von 4,4 Mrd. Dollar, das wäre ein Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das ist noch nicht alles. Langfristig plant Fortinet mit Einnahmen von acht Mrd. Dollar bis 2025, also einem jährlichen Wachstum von 22 Prozent und einem Gewinn von mehr als 25 Prozent. Angesichts dieser Prognosen und der Unternehmensgrösse scheint Fortinet ein sicherer Wert zu sein. Und trotzdem ist die Aktie des Unternehmens, die im Jahr 2021 noch zu den fünf besten Titeln des S&P 500 zählte, seit Anfang 2022 um mehr als 20 Prozent abgestürzt, während der amerikanische Technologieindex Nasdaq-100 um fast 30 Prozent nachgab. Die Analysten, die den Titel beobachten, halten den jetzigen Kurseinbruch von Fortinet für einen guten Einstiegszeitpunkt für Anleger. Die meisten von ihnen sprechen daher eine Kaufempfehlung für den Titel aus.

  • Foundation: 1993
  • Headquarter: Santa Clara (US)
  • Revenues: USD 26.9 MRD
  • Effectives: 25,000
  • Stock Exchange:

Nach der Hausse von 2020 und 2021 hat der Sektor der Unterhaltungselektronik, zugleich der grösste Abnehmer von Halbleitern, in diesem Jahr einen spektakulären Kursverfall erlebt. So ging etwa der Computerabsatz im dritten Quartal um 19,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück, der stärkste Einbruch seit mehr als zwei Jahrzehnten, wie eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Gartner ergab. Es ist das vierte rückläufige Quartal in Folge.

Das wiederum hat ernsthafte Auswirkungen auf den Umsatz von Fabless-Chipexperten (also ohne eigene Produktion) wie Nvidia und AMD. So erzielte Nvidia im dritten Quartal einen Umsatz von 5,93 Mrd. Dollar, ein Rückgang von 17 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2021. Seit Januar hat die Aktie des kalifornischen Grafikkartenkonzerns somit fast die Hälfte an Wert verloren. Allerdings gehen die meisten Analysten davon aus, dass der Tiefpunkt inzwischen erreicht ist und die Aktie kurz vor der Erholung steht.

«Nvidia ist unterbewertet», wie US-Vermögensverwalter Morningstar am 18. November vermeldete. «Unserer Meinung nach dürfte Nvidia für langfristige Investoren interessant sein.» Einhellig empfiehlt eine breite Mehrheit der Analysten den Kauf des Titels. Warum? Auch wenn die Einnahmen aus dem Gaming-Bereich, der stark an die PC- und Kryptobranche gekoppelt ist, im dritten Quartal um 51 Prozent auf 1,51 Mrd. Dollar geschrumpft sind, kann das kalifornische Unternehmen mit einem Technologievorsprung auftrumpfen, der es im boomenden Cloud-Sektor nach vorne katapultieren dürfte. Nvidia verkauft GPUs (Graphics Processing Units) für die Rechenzentren von Cloud-Giganten wie Amazon oder Microsoft. Und so steigerte Nvidia seinen Absatz im dritten Quartal im Cloud-Sektor um 31 Prozent auf 3,83 Mrd. Dollar und in der Automobilindustrie um 86 Prozent auf 251 Mio. Dollar.

Und dabei wird es nicht bleiben: Aufgrund der starken Nachfrage seitens Amazon, Microsoft und Alphabet nach dem neuesten Modell GPU H100 geht man bei Morningstar davon aus, dass Nvidia in diesem Jahr ein Wachstum von mindestens 40 Prozent im Segment Rechenzentren verbuchen wird.

  • Foundation: 1999
  • Headquarter: Neubiberg (DE)
  • Revenues: EUR 14.22 MRD
  • Effectives: 56,000
  • Stock Exchange:

Manchmal verhalten sich die Börsen unlogisch. Seit dem 1. Januar 2022 ist die Aktie des Halbleiterherstellers Infineon Technologies um 22 Prozent eingebrochen, während der deutsche Leitindex DAX, dem Infineon angehört, nur um 11 Prozent nachgab. Dabei schloss das deutsche Unternehmen sein letztes Geschäftsjahr am 30. September 2022 mit einem Umsatz von 14,22 Mrd. Euro ab, und damit einem Plus von 29 Prozent. Der Gewinn lag mit 2,18 Mrd. Euro fast doppelt so hoch wie im vorherigen Geschäftsjahr. Und auch die Aussichten sind rosig: Für das im September 2023 ablaufende Geschäftsjahr rechnet Infineon mit einem Umsatz von 15,5 Mrd. Euro (plus/minus 500 Mio.), einem durchschnittlichen Plus von 9 Prozent. Wie zuversichtlich man ist, war auch zu spüren, als das Unternehmen im November seine Baupläne für eine neue Fabrik in Dresden verkündete, die fünf Mrd. Euro kosten soll. «Die Situation könnte nicht günstiger sein», so Jochen Hanebeck, CEO des Münchner Unternehmens, bei der Präsentation der Ergebnisse am 15. November 2022.

Die guten Ergebnisse werfen natürlich eine Frage auf: Wieso hat der Infineon-Titel seit Anfang des Jahres mehr als der Markt verloren? Neben der Tatsache, dass die Märkte 2022 die gesamte Tech-Industrie abgestraft haben, hat die Infineon-Aktie unter anderem darunter gelitten, Teil des Halbleitersektors zu sein. Denn nach dem Rekordjahr 2021 scheint diesem Sektor die Puste auszugehen. Der Umsatz mit Unterhaltungselektronik (PCs, Smartphones, Fernseher) geht zurück, und dort werden die meisten Chips eingesetzt. Doch Infineon produziert im Wesentlichen Elektronikbauteile für die Automobilindustrie, mit der das Unternehmen knapp die Hälfte seines Umsatzes macht und in der nach wie vor Chipmangel herrscht. Das Resultat: Das Auftragsbuch der deutschen Firma ist bestens gefüllt, mit Bestellungen im Wert von 43 Mrd. Euro – das entspricht dem dreifachen Jahresumsatz. «Wir profitieren von drei Megatrends: der Elektrifizierung, der Digitalisierung und der Dekarbonisierung», erklärt Jochen Hanebeck zum Auftragsbestand. Grund genug also, die Analysten ins Schwärmen zu bringen, die den Titel auch mehrheitlich zum Kauf empfehlen. Ein weiterer Nutzniesser dieser Marktdynamik ist die Genfer Firma STMicroelectronics, die solide finanzielle Ergebnisse vorweisen kann.

  • Foundation: 1986
  • Headquarter: Ra'anana (IL)
  • Revenues: USD 1.92 MRD
  • Effectives: 7,500
  • Stock Exchange:

Das von ehemaligen israelischen Soldaten gegründete Unternehmen Nice Systems war ursprünglich im militärischen Bereich tätig. Jetzt fokussiert es sich auf zivile Absatzmärkte und hat sich zu einer Referenz im Bereich der Customer-Experience(CX)-Cloud gemausert. Dabei handelt es sich um ein integriertes Softwarepaket, mit dem Unternehmen ihre Kundenbeziehungen (Callcenter, Kundendienst, Datenspeicherung und -schutz usw.) durchgängig verwalten können. Dieser Bereich gilt als geschäftskritisch (im Englischen spricht man von «mission critical factor»). Die weitgehend auf künstlicher Intelligenz basierenden Lösungen von Nice Systems werden in Unternehmen wie Morgan Stanley, Visa, American Airlines, Radisson Hotels, Accenture und Toyota Financial Services eingesetzt. Nice Systems ist in den USA sehr gut etabliert, hat seinen Sitz aber nach wie vor in Israel. Die Firma wird von vielen Analysten als Juwel angesehen.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz des Unternehmens im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,3 Prozent auf 554,7 Mio. Dollar. Der Betriebsgewinn stieg um 33,6 Prozent auf 90,3 Mio. Dollar. 

  • Foundation: 2008
  • Headquarter: San Francisco (US)
  • Revenues: USD 2.84 MRD
  • Effectives: 7,900
  • Stock Exchange:

Ein phänomenaler Absturz: Seit Anfang des Jahres 2022 hat die Twilio-Aktie mehr als 80 Prozent an Wert verloren. Das kalifornische Unternehmen, das eine Online-CRM-Plattform entwickelt hat, konnte von den Lockdowns während der Pandemie profitieren und in dieser Zeit den Börsenhimmel erklimmen. Zwischen Januar 2020 und Januar 2021 legte der Titel um 400 Prozent zu, von rund 100 Dollar auf mehr als 400 Dollar. Ein phänomenales und wahrscheinlich viel zu schnelles Wachstum. Die brutale Strafe folgte 2022 : Die Aktie ist heute nicht einmal mehr 50 Dollar wert.

Dennoch gehen die Analysten davon aus, dass der Titel im Vergleich zum Potenzial des Unternehmens zu tief gefallen ist, und empfehlen mehrheitlich, die Aktie zu kaufen. Denn Twilio verzeichnet nach wie vor ein solides Wachstum. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres konnte die Firma 2,8 Mrd. Dollar Umsatz erzielen, gegenüber zwei Mrd. im Vorjahreszeitraum. Das ist ein Plus von 40 Prozent. Die Plattform zählt mehr als 280’000 aktive Nutzer, darunter Grosskonzerne wie Uber, Coca-Cola oder Airbnb. Dennoch verlor sie im dritten Quartal 2022 satte 35 Mio. Dollar, während sie ein Jahr zuvor noch acht Mio. Gewinn erwirtschaftet hatte. Was war das Ergebnis? Die momentane Umstrukturierungswelle der amerikanischen Tech-Industrie hat auch Twilio erfasst. Das Unternehmen musste im Herbst 11 Prozent seiner Beschäftigten, also rund 800 bis 900 Leute, entlassen.

  • Foundation: 2007
  • Headquarter: San Jose (US)
  • Revenues: USD 1.09 MRD
  • Effectives: 5,000
  • Stock Exchange:

Die meisten der zahlreichen amerikanischen Unternehmen, die im Bereich Cybersecurity tätig sind, bekamen 2022 die Explosivität der Märkte zu spüren. Der Einbruch der Aktien von Cybersicherheitsfirmen erscheint umso paradoxer, als es weltweit immer mehr Cyberangriffe gibt. «Wir denken, dass die Nachfrage nach Cybersecurity-Dienstleistungen angesichts der erhöhten Bedrohungslage solide bleiben dürfte», schreibt Morningstar daher in einer Mitteilung. Unter den verschiedenen Akteuren des Sektors empfiehlt die Vermögensverwaltung insbesondere die amerikanischen Firmen Okta und Zscaler. «Wir meinen, dass die Aktien dieser Unternehmen übermässig stark gefallen sind (Anm. d. Red.: Der Kurs der Okta-Aktie ist seit Jahresbeginn um 80 Prozent gesunken), da die Unsicherheit und die Zinsen gestiegen sind, was die Bewertungsmultiplikatoren belastet hat», so Morningstar weiter. Der Spezialist für Cloud-Sicherheit Zscaler weist ein solides Wachstum auf. Im Geschäftsjahr 2022, das im August endete, erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 1,09 Mrd. Dollar und damit +62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber auch einen Verlust von 327,4 Mio. Dollar. Die Analysten schreckt das nicht ab. Die meisten von ihnen empfehlen die Aktie zum Kauf.

  • Foundation: 1999
  • Headquarter: Newton (US)
  • Revenues: USD 503 MIO
  • Effectives: 2,400
  • Stock Exchange:

Das Unternehmen hat in den letzten Monaten zahlreiche Preise und Auszeichnungen der Cybersecurity-Branche erhalten und ist eine Referenz im Bereich des Managements digitaler Identitäten. Es bietet Kunden die Möglichkeit, den Zugang ihrer Mitarbeiter auf allen Arten von Geräten und in allen Umgebungen (lokale Server oder Cloud) von einer einzigen Plattform aus zu sichern. Cyberarks Lösung hat sich als besonders wirksam beim Schutz privilegierter Konten (Benutzerkonten mit Zugang zu sensiblen Daten) erwiesen, die zu einem kritischen Ziel für Cyberangriffe geworden sind. Im letzten Geschäftsquartal meldete die Firma einen Gewinnzuwachs von 22,9 Prozent auf 120,2 Mio. Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die grosse Mehrheit der Analysten empfiehlt den Kauf der Aktie.

  • Foundation: 2010
  • Headquarter: San Francisco (US)
  • Revenues: USD 656.4 MIO
  • Effectives: 3,200
  • Stock Exchange:

«Help build a better Internet.» Das auf Cybersicherheit spezialisierte Unternehmen Cloudflare will das Internet besser machen. Ein Slogan voller Selbstbewusstsein und guter Absichten. Doch seit ihrer Gründung im Jahr 2010 ist die kalifornische Firma auch immer wieder in die Kritik geraten. Denn ihren kostenlosen Schutz vor Hackerangriffen (vor allem Denial-of-Service-Angriffen) haben auch Administratoren von Seiten genutzt, die für den Islamischen Staat und al-Qaida warben, wie das Anonymous- Kollektiv 2015  herausfand. Und 2019, nach dem Blutbad von El Paso, musste  Cloudflare die Zusammenarbeit mit der umstrittenen Plattform 8chan beenden, auf der mutmasslich die Idee zum Anschlag entstanden ist. Auch der Börsenkurs des Unternehmens hat einige Turbulenzen erlebt. Während die Cloudflare-Aktie im November 2021 mit über 200 Dollar ein Rekordhoch erreicht hatte, ist sie inzwischen unter die symbolische Marke von 50 Dollar gefallen.

Doch trotz all dieser Stürme setzt das Unternehmen seinen Wachstumskurs fort. Cloudflare rechnet 2022 mit einem Umsatz von 974 bis 975 Mio. Dollar gegenüber 656 Mio. im Vorjahr. Ein Plus von 48 Prozent innerhalb eines Jahres, und das bei einem Gewinn von mehr als 30 Mio. Dollar. Dies  befriedigt auch die Analysten, die den Wert beobachten. Die Hälfte von ihnen rät zum Kauf der Aktie, die andere Hälfte dazu, sie zu halten.

  • Foundation: 1999
  • Headquarter: San Francisco (US)
  • Revenues: USD 26.5 MRD
  • Effectives: 73,000
  • Stock Exchange:

In der europäischen Öffentlichkeit ist Salesforce nach wie vor deutlich weniger bekannt als Microsoft. Trotzdem hat es der 1999 in San Francisco gegründete und heutige Software-Riese innerhalb weniger Jahre ganz nach oben geschafft, wie am Salesforce Tower zu sehen ist – mit 326 Metern Höhe der höchste Wolkenkratzer der Stadt.

Das kalifornische Unternehmen hat sich auf Software für das Kundenbeziehungsmanagement (CRM) spezialisiert. 2020 kaufte man für 27,7 Mrd. Dollar die Plattform Slack, die verschiedene Online-Tools anbietet, mit denen Kollegen gemeinsam an Projekten arbeiten können. Mit dieser Übernahme schaffte es Salesforce, sich gegenüber den Branchenriesen Microsoft (Office 365 und Teams) und Amazon (Cloud Azure) und ihren digitalen Diensten für Unternehmen zu behaupten. Softwarelösungen dieser Art erlebten während der Pandemie, als viele im Homeoffice arbeiteten, einen  CRM enormen Boom. Der Salesforce-Umsatz, der 2019 bei 17,1 Mrd. Dollar gelegen hatte, sprang 2021 auf 26,5 Mrd. Dollar. Der Aktienwert ging gleich mit in die Höhe, und zwar von 150 Dollar im Januar 2019 auf mehr als 300 Dollar im November 2021.

Doch das Jahr 2022 hat auch den Salesforce-Titel, wie die meisten Tech-Aktien, vom Gipfel gefegt. Lag das an schlechten Finanzergebnissen? Keineswegs. Trotz der Krise bleibt Salesforce solide und wächst stetig weiter. Die Umsatzprognose für 2022 liegt bei 31 Mrd. Dollar, das wäre ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bis 2025 soll der Absatz auf 50 Mrd. Dollar klettern. Grund genug, die Analysten zu begeistern, die mehrheitlich eine Kaufempfehlung ausgesprochen haben.

  • Foundation: 1942
  • Headquarter: Dallas (US)
  • Revenues: USD 3.2 MRD
  • Effectives: 2,000
  • Stock Exchange:

Am Montag, den 12. September 2022, feierte Tinder zehnjähriges Bestehen. War es ein guter Tag für die App, die den Dating-Sektor mit ihrer Swipe-Technik revolutioniert hat, mit der sich potenzielle Liebes- oder Sexual-partner so viel leichter auswählen lassen? Ein Blick auf die Zahlen sagt eindeutig Ja: Mit 450 Millionen Downloads seit dem Start, 1,5 Millionen Dates pro Woche und 75 Milliarden Matches innerhalb von zehn Jahren ist Tinder die am häufigsten heruntergeladene Dating-App der Welt. Aus Börsensicht ist die Antwort nicht ganz so einfach. Die Aktie der Match Group, der Muttergesellschaft von Tinder, aber auch der Dating-Apps Meetic, Match und Hinge, hat ihren Kurs seit dem Höchststand im Oktober 2021 geviertelt. Im laufenden Geschäftsjahr hat der Titel mit die schlechteste Performance im Nasdaq-100-Index hingelegt. Hauptkonkurrent Bumble, die Nummer zwei der Welt bei den Dating-Apps, dem die gleichnamige Dating-App sowie Badoo und Fruitz gehören, hat seit Jahresbeginn mehr als 35 Prozent  an Wert eingebüsst.

Ist Online-Dating etwa out? Im Gegenteil. Das Unternehmen Grand View Research geht davon aus, dass der Dating-Markt jährlich um weitere 5,5 Prozent wachsen und seinen Wert von den 7,5 Mrd. Dollar, die er 2021 hatte, bis 2030 auf 12,25 Mrd. Dollar ausbauen wird. So konnte die Match Group ihren Umsatz im dritten Quartal 2022 im Vorjahresvergleich um 1 Prozent und die Zahl der zahlenden Nutzer um 2 Prozent steigern. Einziger Wermutstropfen: Der Dating-Sektor ist inzwischen ausgereift, in Bezug auf das Angebot droht eine Sättigung. Was den Optimismus der Analysten für Bumble und die Match Group nicht trübt – die meisten empfehlen den Kauf beider Titel.

  • Foundation: 2010
  • Headquarter: New York (US)
  • Revenues: USD 1.02 MRD
  • Effectives: 3,200
  • Stock Exchange:

Zu Datadogs zahlreichen Kunden zählen Samsung, Maersk, Siemens, Lufthansa, WholeFoods und Dreamworks, um nur einige zu nennen. Die New Yorker Firma, die von zwei französischen Ingenieuren gegründet wurde, bietet Unternehmen Softwaretools an, mit denen sie die Leistung ihrer Cloud-Infrastrukturen, wie sie von Amazon Web Services, Microsoft Azure oder Google Cloud angeboten werden, in Echtzeit überwachen und analysieren können. Da die Cloud-Umgebungen von Unternehmen immer grösser und komplexer werden, besteht die Herausforderung für Datadog darin, schnellstmöglich immer mehr Daten zu verarbeiten und seine KI-Algorithmen zu perfektionieren, damit die Kunden verstehen und kontrollieren können, was in ihren Systemen vor sich geht. Branchenkenner betonen, dass der infrage kommende Markt ein hohes Potenzial für ein schnelles und langfristiges WachsTum besitze.

Am 3. November gab Datadog bekannt, dass seine Quartalsergebnisse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 61 Prozent auf 437 Mio. Dollar gestiegen seien. Der operative Cashflow belief sich auf 83,6 Mio. Dollar und der freie Cashflow auf 67,1 Mio. Dollar. Das US-Unternehmen, das derzeit mit 24 Mrd. Dollar bewertet wird, kündigte ausserdem zwei Produkte an, mit denen man in den Bereich der Cloud-Sicherheit expandieren will. Alle diese Vorteile machen Datadog zu einem Favoriten der Analysten, die den Titel mehrheitlich zum Kauf empfehlen.

  • Foundation: 1984
  • Headquarter: Veldhoven (NL)
  • Revenues: EUR 18.6 MRD
  • Effectives: 37,600
  • Stock Exchange:

Die Märkte mussten beruhigt werden, und sie wurden es auch. Am 19. Oktober gab die niederländische Firma Advanced Semiconductor Materials Lithography (ASML) ihre Ergebnisse für das dritte Quartal dieses Jahres bekannt: ein Umsatz von 5,8 Mrd. Euro, ein Gewinn von 1,7 Mrd. Euro und vor allem ein Rekordauftragseingang im Wert von 8,9 Mrd. Euro. Das hatte einen Kurssprung der ASML-Aktie zur Folge, die zwischen Anfang Oktober und Ende November um fast 50 Prozent zulegte.

Allerdings muss angemerkt werden, dass die Aktie seit Beginn des Jahres 2022 eine schwierige Zeit durchgemacht hat und von 800 Dollar Anfang Januar auf unter 400 Dollar Mitte Oktober gefallen ist. Weil der Absatz im Bereich Unterhaltungselektronik (PCs, Smartphones, Fernseher) zurückging, befürchteten die Anleger, dass ASML weniger Aufträge erhalten würde. Dem war aber nicht so, denn ASML ist ein unverzichtbarer Akteur geworden. Das Unternehmen stellt Maschinen her, die von fast allen Chipherstellern (Foun- ASML dries) verwendet werden. Ob TSMC in Taiwan, Intel in den USA, Samsung in Südkorea oder SMIC in China: Sie alle sind Kunden der Niederländer. ASML besitzt ein Quasi-Monopol auf diesem Markt, denn es liefert 80 Prozent des Gesamtmarkts und 100 Prozent bei den neusten Geräten. Der Umsatzrückgang in der Unterhaltungselektronik, wo der Chipverbrauch hoch ist, hätte ASML zwar indirekt treffen können. Doch das Unternehmen konnte vom Wachstum des Cloud-Sektors profitieren und erwartet daher für das vierte Quartal erneut ein gutes Ergebnis mit einem Umsatz zwischen 6,1 und 6,6 Mrd. Euro. Die Analysten zeigen sich sehr zuversichtlich. Fast alle empfehlen den Kauf der ASML-Aktie, die immer noch mit einem Abschlag von fast 25 Prozent im Vergleich  zum letzten Januar gehandelt wird. 

  • Foundation: 2005
  • Headquarter: Santa Clara (US)
  • Revenues: USD 5.5 MRD
  • Effectives: 12,500
  • Stock Exchange:

Wenn es ein Technologieunternehmen gibt, dessen Aktienkurs in diesem Jahr kaum in Mitleidenschaft gezogen wurde, dann ist es der amerikanische Cyber-Security-Spezialist Palo Alto Networks. In den ersten elf Monaten des Jahres 2022 gab die Aktie nur 5 Prozent nach, und es ist durchaus möglich, dass sie Ende Dezember wieder den Stand vom Januar 2022 erreicht hat. Die kalifornische Firma ist auf die Sicherung des Internets der Dinge (IoT) sowie den Schutz von Daten, die in der Cloud gehostet werden, spezialisiert. Zwei boomende Sektoren. Im Geschäftsjahr 2022, das am 31. Juli endete, erzielte Palo Alto einen Umsatz von 5,5 Mrd. Dollar (+29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und einen Gewinn von 823,7 Mio. Dollar. Und diese solide Finanzlage scheint sich fortzusetzen: Im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2023 erwirtschaftete Palo Alto 1,6 Mrd. Dollar (+25 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal). Das Unternehmen erwartet für das gesamte Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz zwischen 8,95 Mrd. und 9,1 Mrd., was einer Steigerung von 20 Prozent entspräche. Die Analysten empfehlen die Aktie weiterhin zum Kauf, obwohl sie in diesem Jahr nur einen sehr geringen Abschlag erlitten hat. 

  • Foundation: 1961
  • Headquarter: San Jose (US)
  • Revenues: USD 27.45 MRD
  • Effectives: 20,000
  • Stock Exchange:

Der amerikanische Halbleiterriese Broadcom steht im Mittelpunkt einer der grössten Transaktionen des Jahres. Im Mai dieses Jahres legte das Unternehmen 61 Mrd. Dollar in Aktien und Bargeld auf den Tisch, um den US-Software- spezialisten VMware aufzukaufen. Wenn der Deal gelingt, wäre es die zweitgrösste Akquisition des Jahres im Tech-Sektor, nach der Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft für 69 Mrd. Dollar.

Diese Transaktion, die Anfang 2023 abgeschlossen werden könnte, hat jedoch die Wettbewerbsbehörden auf den Plan gerufen. Die US-Kartellbehörde FTC und auch ihr britisches Pendant, die Competition and Market’s Authority (CMA), haben Untersuchungen eingeleitet. Denn Broadcom ist kein Anfänger. Das ursprünglich auf Halbleiter spezialisierte Unternehmen hat sich im Laufe der Jahre zu einem Technologiekonglomerat entwickelt. Es produziert zwar immer noch Chips für seine externen Kunden, insbesondere Handy- oder Computerhersteller, verkauft aber auch Fertigprodukte wie Wifi-Router oder Modems. Seit einigen Jahren will Broadcom mit Mega-Übernahmen auch seine Software-Sparte ausbauen.

So hat das Unternehmen 2019 die Firma Symantec, die das bekannte Antivirenprogramm Norton vermarktet, für 10,7 Mrd. Dollar aufgekauft. Ein Jahr zuvor hatte es bereits für 18,9 Mrd. Dollar den amerikanischen Anbieter von Unternehmenssoftware-Lösungen CA Technologies geschluckt. Zwei Übernahmen, die bei den Kunden dieser Unternehmen für Zähneknirschen sorgten, weil Broadcom Preiserhöhungen vorgenommen hatte, die von Gartner als «spektakulär» eingestuft wurden. Die Anleger hingegen rieben sich die Hände. Zwischen Januar 2019 und Januar 2022 verdreifachte sich der Wert der Broadcom-Aktie. Der Rückgang des Titels seit Jahresbeginn 2022 von immerhin -20 Prozent in elf Monaten hat das Interesse der Analysten offenbar nur noch verstärkt. Nahezu alle empfehlen, die Broadcom- Aktie zu kaufen.

  • Foundation: 1981
  • Headquarter: Lausanne
  • Revenues: USD 5.48 MRD
  • Effectives: 8,200
  • Stock Exchange:

«Logitech ist ein sehr schönes Haus in einer sehr schwierigen Umgebung», hat uns ein Analyst bei der Vorbereitung dieses Dossiers verraten. Die Schweizer Firma, die auf dem hart umkämpften Markt für PC-Peripheriegeräte (Videokonferenzen, Streaming, Gaming, Audio, Mäuse, Tastaturen) tätig ist, wird von den meisten Analysten allerdings positiv bewertet. Sie ist dafür bekannt, dass sie grossen Wert auf die Qualität ihrer Produkte und deren Benutzerfreundlichkeit legt, aber auch dem Design zunehmende Bedeutung beimisst. Die Marke hat in den Bereichen Videokonferenzen und Videospiele, zwei langfristigen Wachstumsquellen, eine Spitzenposition erobert. Im letzten Quartal brachte Logitech eine Rekordzahl von 20 neuen Produkten auf den Markt, darunter die tragbare Konsole namens G Cloud in den USA, die in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Softwareunternehmen Tencent entwickelt wurde. Das Gerät stiess auf positive Resonanz. Dieser Testballon könnte im Laufe der Zeit einen wichtigen neuen Markt darstellen.

2020 und 2021 profitierte Logitech erheblich von den pandemiebedingten Einschränkungen und konnte einen starken Anstieg der Verkaufszahlen verzeichnen. Der Homeoffice-Boom hatte die Aktie des Konzerns bis Anfang Juni 2021 auf fast 120 Franken katapultiert. Anschliessend wurde der Kurs stark nach unten korrigiert, und er geriet in den Sog des allgemeinen Debakels der Technologiewerte, bis er im vergangenen Oktober unter 45 Franken fiel.

Derzeit sieht sich das Schweizer Unternehmen mit einem ungünstigen Umfeld konfrontiert (sinkende Kaufkraft der Verbraucher, Wechselkursschwankungen, Lieferkettenprobleme), hat aber nach Ansicht vieler Experten die nötigen Argumente, um besser abzuschneiden als seine Konkurrenten. Die Ende Oktober veröffentlichten Quartalsergebnisse von Logitech haben die Analysten beruhigt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden zwar ein Umsatzrückgang um 12 Prozent auf 1,149 Mrd. Dollar und ein Gewinnverlust um 38,2 Prozent auf 82 Mio. Dollar verzeichnet. Doch diese Leistung ist weitaus besser als angesichts der aktuellen Krise befürchtet. Die Erleichterung äusserte sich in einem sehr deutlichen Anstieg der Logitech-Aktie am Tag nach der Bekanntgabe der Ergebnisse. Seitdem ist der Kurs um mehr als 25 Prozent gestiegen. Momentan hat er sich bei 55 Franken eingependelt.

Im vergangenen Quartal konnte die Firma ihre Betriebsausgaben (OPEX) im Vorjahresvergleich um 15 Prozent senken. Für das laufende Geschäftsjahr hält sie an ihren Umsatzzielen fest und erwartet einen gedämpften Rückgang zwischen 4 und 8 Prozent, da die Weihnachtszeit üblicherweise ein hohes Verkaufsvolumen mit sich bringt.